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2022 - Bauhaus in Bayern und in aller Welt

Eine fotografische Reise zur klassischen Moderne rund um die Welt

Fotografien von Jean Molitor


Organisiert vom Neuen Pfaffenhofener Kunstverein e. V. in Kooperation mit der Stadt Pfaffenhofen an der Ilm


Tankstelle Benediktbeuern, 1955, Architekt unbekannt


Der Neue Pfaffenhofener Kunstverein e. V. zeigt ab dem 25. Juni 2022 die bislang größte Ausstellung der Bauhaus-Fotografien des renommierten Berliner Fotografen Jean Molitor.


Jean Molitor ist seit 2009 auf Spurensuche. Einst ging es darum, in Burundis ehemaliger Hauptstadt Bujumbura vom Abriss bedrohte Architektur zu fotografieren. Bis heute geht Molitor weltweit dem architektonischen Grundmuster des Bauhaus nach. Kühne, funktionale Entwürfe, eine neue Ästhetik zu Beginn des 20. Jahrhunderts basierend auf neuen Baumaterialien und Technologien. Stahl, Beton und Glas kamen zum Einsatz, um neue, moderne Raumkonzepte zu bauen. Die Architekten inspirierten sich gegenseitig, es gab eine Art Kultur- und Baustilexport. Architekten aus der Schweiz, Deutschland, den Niederlanden entwarfen Häuser und ganze Stadtteile in Indien, in Russland, in der Türkei. 1933 mussten viele davon Europa verlassen und wirkten in Chicago oder Tel Aviv. Inspiriert von vielen Reisen von Afghanistan über Jakarta bis Stockholm findet Jean Molitor viel Neues für das große Bild der Moderne in der Architektur.


Alle Fotografien sind im Rahmen des Projektes bau1haus vom Berliner Fotografen Jean Molitor aufgenommen worden. Die Bauhaus-Ästhetik ist das zentrale Element innerhalb einer internationalen Bewegung in Architektur, Kunst und Design. Das Projekt bau1haus, als Mischung aus Dokumentation und Kunstprojekt, spürt Bauten der Moderne auf und will über die Fotografie globale Verbindungen und kosmopolitischen Austausch in der Architektur sichtbar machen. Die Arbeit ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Viele der fotografierten Bauten gibt es nicht mehr, auch in Bayern. Andere sind bedroht durch Abriss, Verfall oder Investitionsdruck. Ihre Bilder bewahren sie vor dem Vergessen, können sie in einer immer schneller und hektischer werdenden Lebenswelt zu einem Sehnsuchtsort der Moderne werden lassen. Die Häuser wirken auf den Fotos gleichermaßen strahlend und erhaben, selten sind Menschen auf den Abbildungen zu sehen, ein nüchterner Blick von leicht erhöhter Position hält die Architektur fest. Vorbild ist die historische Photogrammmetrie. Seit 2016 ist die Münchner Architekturhistorikerin Dr. Kaija Voss mit Texten und wissenschaftlichen Recherchen im Projektteam.


Der Blick nach Bayern

In Bayern finden sich zahlreiche glanzvolle Bauten der architektonischen Moderne. Überall im Land entstanden in den 1920er und 1930er Jahren eindrucksvolle Wohnsiedlungen, Postbauten, Kirchen und andere Gebäude in neuem Stil. Mit dem Begriff Bauhaus ist zum einen die 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründete Kunstschule gemeint, zum anderen die stilistische Einordnung von Architektur als »Bauhaus-Architektur«. Der Einfluss des Bauhaus war so bedeutend, dass das Wort »Bauhaus« oft mit allen Strömungen der Moderne in Architektur und Design gleichgesetzt wird. Die Liste der Architekten, die sich dem Neuen Bauen in Bayern verpflichtet fühlten, ist lang. Prägend waren dabei unter anderem Richard Riemerschmid, Robert Vorhoelzer, Otho Orlando Kurz, Hanna Löv, Walther Schmidt, Hans Döllgast, Theodor Fischer, Thomas Wechs, Fritz Landauer oder Sep Ruf. Neben der »Bayerischen Postbauschule«, der wichtigsten Manifestation des Neuen Bauens in Süddeutschland, finden sich Siedlungen der Moderne im sozialen Wohnungsbau, gibt es zahlreiche Häuser, die als Mischformen aus Moderne und Tradition bestehen oder innovative Lösungen bei neuen Bauaufgaben, wie medizinischen Einrichtungen oder technischen Bauten. Die Fotografien sind eine Auswahl, welche die Bandbreite der klassischen Moderne in Bayern darstellen soll, von ihren Anfängen, bis zum architektonischen Erbe in der Nachkriegsmoderne und dem heutigen Bauen.


Ausstellung in der Kunsthalle

Auf großes öffentliches Interesse stießen die voran gegangenen Ausstellungen der Bauhaus-Fotografien von Jean Molitor, die unter anderem in Berlin (Willy-Brandt-Haus, TU, Rosa-Luxemburg-Stiftung), Magdeburg (Stadtbibliothek), Potsdam, Bernau, Schwabach (Jüdisches Museum) und im Ausland, unter anderem in Vancouver (Deutsches Generalkonsulat), in Havanna, Ankara, Kiew (Goethe-Institut), Skopje und Tirana (Deutsche Botschaft) und Spanien zu sehen waren.

Die größte Auswahl an Fotografien wird nun in der Kunsthalle Pfaffenhofen präsentiert. Mit dem 1925 von Franz Holzhammer entworfenen und in den letzten Jahren sensibel restauriertem Verstärkeramt hat Pfaffenhofen zugleich einen Bau dieser Reihe vor Ort. Im Zentrum der Schau stehen Motive zu Bayern wie die Glaskathedrale in Amberg von Walter Gropius, die Aula der Nürnberger Akademie der Künste von Sep Ruf, die Wandelhalle von Heinz Moll in Bad Tölz, das Paketzustellamt in München von Robert Vorhölzer und sein Postgebäude am Harras zusammen mit Hans Heinrich Schnetzer, Fitz Landauers Villa Strauss in Augsburg oder sein Haus Hirschmann in Fürth.

Deutschland und seine Moderne spiegelt sich in den Aufnahmen aus Ahrenshoop (Bunte Stube), Löbau (Haus Schminke), Chemnitz (Haus Feistel) und natürlich Dessau (Gropius‘ Meisterhaus, Haus Fieger, Kornhaus) wider. Die jüdische Architektur der Moderne zeigen Aufnahmen aus Berlin, London, St. Petersburg und Tel Aviv.

Thematisch reizvolle Motive sind auch jene aus der Türkei, Guatemala Stadt, Eritreas Hauptstadt Asmara, wo die Kolonialmächte ihren Zeitgeist in „La Piccola Roma“ übertrugen oder dem tschechischen Zlin. Dort hinterließ im frühen 20. Jahrhundert das tschechische Schuhunternehmen Bata eine an der architektonischen Moderne orientiere Modell-Fabrikstadt, die internationale Satelliten des Bata-Unternehmens hervorbrachte. Diese städtebauliche Hinterlassenschaft einer Stadtutopie in Zlin ist in Pfaffenhofen in den klaren Schwarzweißfotografien ebenso zu sehen, wie Beispiele aus Skandinavien, Barcelona und europaweit.

Der Bildband "Bauhaus in Bayern. Eine fotografische Reise durch die Klassische Moderne" von Jean Molitor und Kaija Voss ist im be.bra Verlag erschienen und kostet 32 Euro.


Ort:

Kunsthalle Pfaffenhofen a. d. Ilm

Ambergerweg 2

85276 Pfaffenhofen

Ausstellungszeitraum:

Sa, 25. Juni bis So, 7. August 2022

Eröffnung:

Fr, 24. Juni 2022, 19 Uhr

Öffnungszeiten:

Do – So/Feiertage, 15 – 18 Uhr

Fr, 1. Juli (Lange Nacht der Kunst und Musik) bis 22 Uhr

Eintritt frei


Rahmenprogramm:

Führungen mit der Architekturhistorikerin Dr. Kaija Voss an den

Sonntagen 3. Juli, 17. Juli, 24. Juli jeweils um 15 Uhr.





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